Der photographische Bildband lädt zu einer Ausfahrt ins Schlierachtal ein. Die Reise beginnt im Josefstal und am Spitzingsee und folgt dann, am Schliersee angekommen, dem Verlauf der Schlierach von Hausham und Agatharied über Miesbach bis zu ihrer Mündung in die Mangfall bei Reisach. Ihr Ende findet die Ausfahrt schließlich auf dem Taubenberg mit einem letzten Blick in die Schlierseer Bergwelt. Die gezeigten Photographien erinnern an das damalige Leben im Schlierachtal vor über 100 Jahren und spiegeln ein gesellschaftliches, landschaftliches und städtebauliches Bild von der Heimat aus der „guten alten Zeit“ wieder. So werden uns die Bilder auf eine Reise mitnehmen, bei der wir einen Bohrturm in Schliersee entdecken, ein Eishockeyspiel auf den vereisten Tennisplätzen in der Kuranlage sehen, einen Doppeldecker auf dem zugefrorenen See bestaunen oder erleben, wie der Prinzregent Luitpold als Ehrengast dem Spatenstich zum Bau des Klenze-Schachts beiwohnt. Wir werden in Miesbach die Eröffnung der Oberlandhalle ebenso besuchen wie die Ötting‘sche Cementfabrik und werden die vom Hochwasser eingerissene Johannisbrücke sehen.
Anton Stetter (links) ist in Schliersee geboren und aufgewachsen, beruflich und sportlich mit Hausham verbandelt und in Miesbach zur Schule gegangen. Seit frühester Jugend auf den historischen Wegen des Schlierachtals unterwegs, hat der bayerische Unternehmer über viele Jahre zeitgeschichtliches Wissen über seine Heimat zusammengetragen und nun in einem Photobildband mit historischen Aufnahmen erläutert.
Daniel Glasl hat an der Hochschule für Politik in München studiert und arbeitet als Fotodesigner mit dem Schwerpunkt Architektur- und Interieurfotografie. Das Sammeln von alten Photographien weckte in dem gebürtigen Tegernseer das Interesse an der historischen Entwicklung seiner Heimatregion. Im Dezember 2019 veröffentlichte er seinen ersten Photobildband mit historischen Aufnahmen vom Tegernseer Tal. Daniel Glasl lebt und arbeitet im Tegernseer Alpbachtal.
Bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde Bayern und unser Alpenvorland im Besonderen von Malern und Schriftstellern als irdisches Paradies wahrgenommen. Der Verwaltungsbeamte Joseph von Hazzi beschrieb im Jahr 1801 die Gegend bei Miesbach landschaftlich als ein Paradies und deutet auf die Schönheit einer Region, die „bestimmt wird durch das Wassergefälle zahlreicher Quellen und Bäche, die zwei Seen und einem Fluß das Dasein geben“. Im Mittelpunkt des kleinen Ausflugs entlang der Schlierach stehen die drei Ortschaften Schliersee, Hausham und Miesbach. Auf jeden dieser Orte haben Anton Stetter und Daniel Glasl bewusst einen anderen Schwerpunkt gelegt. So ist es bei Schliersee der Tourismus, in Hausham der Bergbau und in Miesbach die städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung, dem wir im Einzelnen Betrachtung schenken. Drei Nachbarorte, so unterschiedlich geprägt und dennoch so eng miteinander verwoben durch den Bergbau.
Die Jens-Jäger-Schanze an der Unterleiten in den 1930er Jahren. Der in Tegernsee lebende norwegische Maler, Grafiker und Karikaturist Olaf Gulbransson ließ 1920 in Fischhausen die erste
Skisprungschanze am Schliersee errichten. Mit den 1924 aus dem Schauspringen auf der Gulbransson-Schanze eingenommenen 30.000 Mark konnte eine neue Schanze am Schliersee gebaut werden. Die
Schanze an der Unterleiten wurde am 22. Februar 1925 von ihrem Erbauer, dem Norweger Jens A. Jäger, Bayerischer Meister in der nordischen Kombination 1922, eröffnet. In den 1950er Jahren
wurde die Schanze sogar um eine Flutlichtanlage erweitert. Die Nachtspringen erfreuten sich großer Beliebtheit, fanden aber 1965 ein jähes Ende, als die Schanze durch einen Erdrutsch zerstört
wurde.
Der Bohrturm am Leitner Graben. Nachdem 1909 in Bad Wiessee in 600 Metern Tiefe das bis dahin größte Jodvorkommen Europas entdeckt wurde, entschloss man sich in Schliersee ebenfalls nach Jod zu
bohren. Im Jahr 1925 genehmigte das Bergamt in Miesbach die Bohrung und der Schlierseer Gemeinderat votierte einstimmig, das Projekt anzugehen. Als Expertise für das Vorhaben dienten
ausschließlich die Vermutungen von Wünschelrutengängern, die prognostizierten, dass in 350 bis 600 Metern Tiefe Jod zu finden sei.
Ansicht auf die Bergwerksanlagen vor 1900. Im Vordergrund steht der Schoeller-Schacht, 1888 fertiggestellt erreichte er eine Tiefe von 525 Metern. Benannt wurde er nach dem
deutsch-österreichischen Bankier und Großindustriellen Wilhelm Alexander Ritter von Schoeller, der zu den Gründervätern des Bergbaues im bayerischen Oberland zählt. Links liegt der
König-Ludwig-Schacht und darüber ist die 1888 erbaute Schule zu erkennen.
Die Zuchtviehmarktwiese mit Rathaus um 1900. Rechts im Bild ist der alte Schlachthof zu sehen. Mit der Verlegung der Bergwerks-Betriebsanlagen in die heutige Bergwerkstraße wurde das
freigewordene Maschinenhaus von der Marktgemeinde 1898 angekauft und zum Schlachthof umgewandelt. Vom Baum verdeckt ist der Standort des ehemaligen Förderturms. Der Tennis- und
Eislaufverein hatte sich 1928 gegründet. Um diese Zeit wurde der erste Tennisplatz angelegt. Das erste Kunsteisstadion wurde um die 1960er Jahre errichtet, die Eishalle 1986 erbaut. Im Zuge des
Eishallenbaus wurde das alte Schlachthofgebäude abgebrochen und ein Parkplatz angelegt.